Geschichte unserer Gilde

In ihrer 427-jährigen Geschichte hat die Stadtvogelschützengilde nicht nur erfolgreiche Schützen hervorgebracht, sondern auch ein bemerkenswertes Vereinsleben aufgebaut. Die Bezeichnung "Gilde" im Namen verrät darüber hinaus, dass der ursprüngliche Vereinszweck ein ganz anderer war: Es ging um die Verteidigung der Burganlage und der Bevölkerung am Fuße des Kalkbergs. Die heutige Stadtvogelschützengilde ist eine Verschmelzung mehrerer Schützengilden, die sich im Laufe der Jahrhunderte auf dem Segeberger Stadtgebiet gründeten.


Bereits zur Zeit der Christianisierung wurde der für die holsteinische Landschaft ungewöhnliche Gipsfelsen, früher Alberg - heute Kalkberg, mit einer seit 1134 begonnenen und über Jahrhunderte gewachsenen Burganlage bebaut. Die Herrscher der Burg waren oft in feindliche Auseinandersetzungen verwickelt - vermutlich liegt darin auch die Entstehung unserer Gilde als eine Art Bürgerwehr begründet. Die Siegesburg wurde am Ende des Dreißigjährigen Krieges 1644 von den Schweden als Vergeltungsmaßnahme zerstört, heute ist von der einst imposanten Burganlage nur noch ein Rest des Burgbrunnens erhalten.


Ein fester Brauch von traditionellen Schützengilden ist das jährliche Vogelschießen oder Schützenfest. Dieser Brauch ist bereits im Mittelalter entstanden und diente dem Übungszweck der Stadtverteidigung. Das Vogelschießen war ein solch wichtiges Ereignis, dass sogar dem jeweiligen Landeskönig darüber Bericht gegeben wurde. Das Vogelschießen der Stadtvogelschützengilde fand nach verbrieftem Recht bis 1977 auf der Segeberger Vogelwiese am Großen Segeberger See statt. Noch heute wird das Vogelschießen unser Gilde nach Statuten abgehalten, die bereits 1835 schriftlich niedergelegt wurden. 


Zeitweise gab es auf dem heutigen Stadtgebiet Bad Segebergs mehrere Schützenvereine. 1739 kam es zur Neugründung der Schützen- und Totengilde. Wie der Name verrät, beinhaltete sie auch eine Sterbekasse. 1744 wurde die Gieschenhagener Gilde gegründet. 1820 wurden diese Gilden in der Segeberger Stadt-Schützengilde vereint. 1871 gründete sich die Segeberger Jäger-Gilde. 1924 gründeten junge Schützen den "Stutzenclub", um auch in den Wintermonaten trainieren zu können. Der Name leitet sich von den kleinkalibrigen Zimmerstutzen ab, mit denen im Saal des Hotels "Germania" auf 10m Entfernung geschossen werden konnte. Der Trainingsabend der Gildebrüder trägt auch heute noch den Namen Stutzenclub. 1935 und 1937 wurden alle Segeberger Schützengilden zwangsweise zu einer großen Schützengilde vereint. Nach dem 2. Weltkrieg kam es 1950 zur Neugründung der Segeberger Vogelschützengilde von 1725. 


In seiner 1965 verfassten Chronik wies der Oberstudiendirektor Hans Siemonsen nach, dass die Gründergilde bereits im Jahre 1595 existiert haben muss. Belegt wurde dies durch eine Kämmereirechnung der Stadt Segeberg. In der Mitgliederversammlung 1965 wurde daher beschlossen, die Jahreszahl in den Vereinsnamen aufzunehmen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Gründergilde noch älter ist, denn der wiederentdeckte Eintrag war nur der älteste noch erhaltene Nachweis. So führt die Stadtvogelschützengilde bis heute die Jahreszahl 1595 im Namen. 


Ab 1880 suchten die Gildebrüder nach einem neuen Gelände für einen Schießstand und wurden in Klein Niendorf, einem heutigen Stadtteil Bad Segebergs, fündig. Das Grundstück gehörte dem Landwirten Dill, dessen nahegelegener Gasthof noch heute steht. Auf dem ehemaligen Ackerland errichteten die Gildebrüder Schießstände mit Längen von 175 und 300m in Eigenleistung. 1930 mussten die mehrfach um- und ausgebauten Schießstände aufgrund mangelnder Sicherheit neu errichtet werden. Die Schießstände wurden zum Ende des zweiten Weltkriegs durch die britische Besatzungsmacht beschlagnahmt und erst 1950 wieder freigegeben. Ernst Wickel (1875 - 1954) war nach dem Krieg 1. Ältermann der Gilde und treibende Kraft des Aus- und Weiterbaus der Schießstände. Aufgrund seines unermüdlichen Einsatzes für die Gilde trägt der Gesamt-Schießstand bis heute den Namen "Ernst-Wickel-Stand". 1965 wurde der Bau eines neuen Gildeheimes nebst Schießständen beschlossen, das Richtfest fand am 1. Juni 1967 statt. 


1978 wurde das Gildeheim um den Luftgewehrstand erweitert. In diesem Jahr sollte es noch weitere Neuerungen geben: Das Vogelschießen fand erstmals auf dem Gildegrundstück und nicht mehr auf der Vogelwiese am Großen Segeberger See statt. Der vorangehende Marsch der Gildebrüder startete nun am ZOB. Zu den Sparten der Stadtvogelschützengilde gehört seit 2012 auch das eindrucksvolle Böllerschießen, einer im süddeutschen Raum weit verbreiteten Tradition mit Handböllern. Die Zwangspause aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 nutze der Verein für aufwändige Sanierungsarbeiten und den Einbau einer modernen elektronischen Zielerfassung. Im Oktober 2022 wurde eine Damensparte gegründet, die jeden Dienstag trainiert.